In Wien Floridsdorf da stand einst ein Volksbad. Riesengroß war es, und wie ein Schloß hat es für mich ausgesehen als Kind.Tröpferlbad hat man auch g'sagt bei uns, weil durch den starken Andrang der Badegäste das Wasser aus den Brausen oftmals mehr tropfte als rann. 1907 im Jugendstil erbaut war es natürlich voll mit den schönsten Boden- und Wandfliesen, Keramik-Wannen und all den anderen wunderbaren Bad-Antiquitäten. Dieser Fliesenposten stammt zwar nicht aus diesem Bad, aber schlichte blau-weiß Modelle waren für Bäder sehr beliebt zu dieser Zeit. Tja, jedenfalls stand besagtes Gebäude halt dann dort. Überstand den 1.Weltkrieg. Überstand den 2. Weltkrieg. Nur 2015, das überstand es halt dann nicht. Doch Dank einem Kreativ-Konsortium bestehend aus kunstsinnigem Wohnbaustadtrat, unerschrockenem Architekt und selbstloser Wohnbaugesellschaft konnte ein Stückerl Fassade erhalten werden. Und Dank dem Steuerzahler natürlich, den hätt' ich jetzt beinahe vergessen...Damit das schmucke Fassadenstück aber den Neubau nicht zu unruhig wirken lässt, hat man es farblich angepasst. Da steht es also nun, das alte Stückerl Weisselbad. Kristallweiß vor Kristallweiß. Wie eine Maske, die sich der Gebäudekomplex beschämt vor's Anlitz hält...